Texten Sie noch oder schreiben Sie schon?
Kurz gesagt
Viele Themen, etwa rund um den kirchlichen Jahreskreis, wiederholen sich – damit sie trotzdem nicht langweilig werden, sollte man bei den Textsorten aus dem Vollen schöpfen. Ideen, Inspirationen und einen ersten Überblick bieten die folgenden Seiten.
Die Meldung oder Nachricht
Die Meldung muss vier Anforderungen genügen:
AKTUELL: Der Pfarrausflug, der schon drei Monate zurückliegt, ist keine Meldung mehr, höchstens ein Hintergrundbericht oder ein Kommentar.
UNGEWÖHNLICH: Die Kunst besteht darin, bei einem schon bekannten Thema ungewöhnliche Fakten oder Geschichten zu entdecken und sich in der Nachricht darauf zu konzentrieren. Das könnten der 40-jährige Sternsinger, die klemmende Sakristei-Tür oder die Rekordzahl von Tischmüttern sein. Das Ungewöhnliche ist da, man muss es nur finden.
VON BREITEM INTERESSE: Die Terminverlegung der Bastelrunde im nächsten Monat ist besser im Wochenplan aufgehoben, auf der Website oder in den Verlautbarungen. Von den LeserInnen des Pfarrblatts interessiert sich aber höchstens ein Prozent dafür - und 99 Prozent nicht.
INFORMATIV: Die Meldung informiert kurz. Sie enthält keine Meinung, spekuliert nicht und eiert nicht herum. Fakten dominieren. Halten Sie sich an die „6 W“: wer, was, wann, wo, wie, warum. Ein gutes Bild unterstützt die Informationswirkung.
Der Nachricht sehr ähnlich ist übrigens die Pressemeldung – diese richtet sich allerdings an JournalistInnen, und nicht an die LeserInnen von Pfarrblatt oder Website. Die W-Fragen spielen bei der Pressemitteilung eine wichtige Rolle und der Stil sollte klar und konkret sein.
Die Reportage
Das wichtigste Wort zur Reportage heißt: hinaus. Sie darf nicht am Schreibtisch entstehen. Die Reportage ist ganz nahe an Menschen und einzelnen Szenen. Sie ist subjektiv, aber nicht wertend. Gehen Sie an den Ort des Geschehens, beobachten Sie genau, notieren und fotografieren Sie viele Details. Danach setzen Sie sich an den Schreibtisch, strukturieren, machen Szenen anschaulich, lassen Bilder im Kopf entstehen, sprechen alle Sinne an. Die Reportage braucht eine bildhafte Sprache, am besten schreiben Sie in der Gegenwart. Und zeigen viele Fotos. Wie im Hintergrundbericht ist der beste Einstieg eine Szene oder ein Zitat. Der Hauptteil beschreibt viele Szenen, der Schluss ist wieder eine Klammer zum Einstieg, ein Zitat oder eine Pointe.
Das Porträt
Gemeint ist natürlich kein (gemaltes) Bild, sondern ein journalistisches Porträt eines Menschen. Aber es braucht auch Bilder, und zwar möglichst mehrere, die die beschriebene Person in „Action“ zeigen. Nach dem Lesen sollten auch Fremde das Gefühl haben, diesen Menschen zu kennen. Um das zu erreichen, sollten Sie ausführlich mit diesem Menschen reden, vielleicht ein zweites Mal, weil sich noch Fragen zum ersten Gespräch ergeben haben. Empfehlenswert ist, auch Wegbegleiter der porträtierten Person zu fragen, die Stimmen anderer machen das Porträt bunter.
Ein Porträt ist auch eine gute Möglichkeit, wenn ein Interview nicht gelingt. Zum Beispiel, wenn ein Pfarrmitglied völlig überraschend einen Weltmeistertitel erringt oder einen Nobelpreis bekommt, und Sie ganz schnell etwas schreiben wollen, aber den Star nicht erreichen können.
Das Interview
Das persönliche Gespräch ist ein gutes und beliebtes Format, es hat Live-Charakter. Setzen Sie es nur nicht zu oft ein, sonst nützt es sich ab. Wichtig ist die Vorbereitung, Sie müssen alles in die Fragen hineinpacken. Auch hier sind mehrere Fotos der interviewten Person in verschiedenen Posen zu empfehlen.
Versuchen Sie unbedingt, das Interview persönlich zu führen, schon wegen der Fotos. Wenn das nicht geht, dann telefonisch. Nur als letzten Ausweg per E-Mail (Fragen senden, Antworten kommen zurück). Denn hier haben Sie keine Möglichkeit, auf überraschende Antworten spontane Zusatzfragen zu stellen. Meistens sieht man leider, wenn ein Interview per E-Mail geführt wurde.
Manche Menschen wollen das Interview autorisieren. Das gestehen auch professionelle Medien den Interviewten zu. Auch wenn dann vielleicht die eine oder andere kantige Formulierung, mancher „Sager“, nachträglich abgeschliffen wird.
Der Kommentar
Endlich, nach so vielen möglichst neutralen und objektiven journalistischen Formaten, dürfen Sie Ihre Meinung sagen. Ja, der Kommentar ist Meinung pur. Das sollte man auch schon im Layout sehen, etwa durch eine andere Schrift oder einen Kasten.
Aber der Kommentar ist nicht einfach. Nur schleimen oder kritisieren, wie einem der Schnabel gewachsen ist, geht nicht. Die Meinung muss begründet sein und sollte die Leserschaft nicht ratlos zurücklassen. Je persönlicher und pointierter, desto besser, aber auch desto angreifbarer.
Geistliche Stilformen
Gebet, Meditation, Bibelwort – im Bereich der geistlichen Stilformen gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Auch das “Wort des Pfarrers”, ein Fixpunkt in vielen Pfarrblättern, lässt sich oft dieser Kategorie zuordnen. Planen Sie Textsorten dieser Art ganz bewusst ein, sie bestärken den christlichen Charakter des Pfarrblattes und sorgen für weitere Abwechslung.