Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Kurz gesagt
Vor 20 Jahren hatten wir unsere Fotos in ein paar Alben (oder Dia-Kästen), heute haben wir Hunderte im Smartphone gespeichert und sehen täglich eine Unzahl in den sozialen Netzwerken. Manches Pfarrblatt schaut aber immer noch so aus wie damals. Wenn das auch auf Ihre Pfarre zutrifft, dann sollten Sie schnell viel ändern. Was? Das lesen Sie in diesem Artikel.
So genannte Bleiwüsten, also ausschließlich mit Text gefüllte Seiten, laden nicht zum Lesen ein und werden deshalb leicht überblättert – unabhängig von der Qualität des Inhalts. Illustrationen mit knappen Bildunterzeilen lockern eine Seite optisch auf und locken die LeserInnen in den Text. Aber Vorsicht: Schlechte, also langweilige, zu schwach aufgelöste, kontrastarme, unscharfe, aussagearme, kitschige, klischeehafte Fotos sollten unter keinen Umständen gedruckt werden. Besser keine Illustrationen als schlechte!
Oft werden Fotos zusammen mit einem Beitrag eingereicht. Auch für diese Bilder müssen immer die Rechte geklärt sein. Ist die Qualität nicht ausreichend, muss jemand beauftragt werden oder jemand vom Redaktionsteam mit der Kamera ausrücken, um selbst Bilder zu machen. Bilder mit dem Recht zum Abdruck im Pfarrblatt zu Schwerpunktthemen oder allgemeiner Illustration finden Sie aktuell unter flickr.com/pfarrmedien
Fotos haben im Pfarrblatt vielfältige Funktionen:
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Sie können eigenständig ein Geschehen, ein Ereignis dokumentieren – unterstützt durch Bildunterschriften oder als Fotostrecke, gegebenenfalls mit einem Kurztext.
- Sie erzeugen Aufmerksamkeit und wecken Gefühle.
- Für eilige Nutzer des Pfarrblatts und alle, die ihn ohnehin nur durchblättern, liefern Fotos zusammen mit der Bildunterschrift die Hauptinformation.
- Sie illustrieren einen Beitrag, machen ihn optisch attraktiv und ziehen die/den LeserIn in den Text.
- Sie unterstreichen und/oder verdeutlichen die verbale Botschaft in einem Beitrag, gegebenenfalls erhöhen sie die Glaubwürdigkeit des Geschriebenen.
- Sie bilden ab, sie machen sichtbar, was nur unzulänglich beschrieben oder erzählt werden kann.
- Sie erzählen im Idealfall eigenständig eine Geschichte.
- Sie halten den entscheidenden Moment eines Geschehens, einer Veranstaltung fest.
Die Pfarrblatt-LeserInnen sollen sich ein Bild da- von machen können, worum es beim christlichen Glauben geht, wie sich das Leben einer christlichen Gemeinde abspielt, was dabei die wichtigsten Ereignisse und wer die handelnden Personen sind.
Welche Fotos?
Als Titelfoto kommen nur wirklich starke, sprechende, wirkungsvolle Aufnahmen in Frage. Bevorzugte Bilder für die erste Seite sollten Motive mit (nicht zu vielen) Menschen sein. Hat das Pfarrblatt ein Schwerpunktthema, sollte der Zusammenhang leicht erkennbar sein.
Fotos von der Gemeinde und vom Gemeindeleben – Was ist wichtig?
Vor allem Gesichter, Personen (immer bei Personalwechsel)
- Menschen zu besonderen Anlässen: das Kindergartenjahr beginnt oder endet, das erste Treffen der ErstkommunikantInnen usw.
- Mitarbeitende im Hintergrund von Veranstaltungen, und zwar in Aktion
- Menschen bei alltäglichen Anlässen und in ihrem Lebens- oder Arbeitsumfeld, wenn darüber berichtet wird
- Ausgezeichnete und Geehrte
- Fotos zur Chronik und Dokumentation
- Fotos von Kirchenschätzen
Diese letztgenannten Fotos können sowohl für eine eigene Reihe oder Rubrik dienen – oft Detailaufnahmen von Bildnissen, Figuren, Dekorationen, Kreuzdarstellungen, Decken- oder Wandgemälden, Schnitzereien, Leuchtern, liturgischen Geräten, Paramenten, Fahnen usw. Oft haben auch regelmäßige KirchgängerInnen manche der Schätze noch nicht wahrgenommen. Bei Fotos mit Menschen ist das Persönlichkeitsrecht zu beachten. Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf medien.katholisch.at.
Bildredaktion
Fotos im Pfarrblatt sind ein offenes Fenster zur Gemeinde. Sie beteiligen diejenigen, die nicht dabei sein können. Beim Fotografieren bzw. bei der Auswahl der zu druckenden Fotos sollte grundsätzlich auf die Perspektive dieser LeserInnen geachtet werden. Sie sollen ja in besonderer Weise angesprochen, erreicht und eingeladen werden.
Ein Grundsatz muss lauten: Kein Bild ohne Bildtext. Jedes Bild muss auch eine Bildbeschreibung haben. Für das Titelfoto werden diese Texte oft auf der Seite zwei gebracht. Nie sollte man davon ausgehen, dass die abgebildeten Personen allen bekannt sind. Selbst der Pfarrer ist nicht immer allen vertraut. Personen werden dabei mit Vornamen und Namen genannt, Titel oder Funktion werden mittlerweile eher nicht angeführt, nie mit der Anrede „Herr“ oder „Frau“.
Fotos im Pfarrblatt dokumentieren auch das Gemeindeleben. Werden auf einer Seite mehrere Fotos abgedruckt, sollten nicht alle in gleicher Größe und/ oder im gleichen Format erscheinen: das mit dem wirkungsvollsten Motiv sollte größer und prominenter platziert werden. Dabei ist mit Hilfe eines Seitenrasters auf eine angenehme Gesamtwirkung der Seite zu achten. In der Regel wirken Aufnahmen im Hochformat dynamischer als im Querformat. Was bzw. wer auf einem gedruckten Foto abgebildet ist, muss auch erkennbar und benennbar sein. Unwesentliches weglassen (beschneiden).
Fotos können sehr gut Symbole und deren Botschaften transportieren. Oft ist es am wirkungsvollsten, statt einer Gesamtansicht oder einer Vielzahl von Dingen ein Detail, eine Dreiergruppe oder ein einzelnes Element zu wählen, das dann im Kontext seine Bedeutung entfaltet.
Gruppenfotos von Ausflügen usw., auf denen sich nur die erkennen können, die ohnehin dabei waren, sind zu vermeiden. Das Entscheidende an Ausflügen oder Wallfahrten ist nicht die Reisegruppe, sondern das, was sich während der Reise ereignet; manchmal (aber eher selten!) auch das, was als Reiseziel gilt.
Ein AutorInnenfoto bei Haupt- und Leitartikeln in Briefmarkengröße zusammen mit dem Verfasser-namen am Ende eines Artikels zu drucken, ist eine schöne Gepflogenheit, die der Kommunikation zwischen LeserInnen und Redaktion/AutorInnen dient. Dies sollte die einzige Stelle sein, an der so kleine Fotos gedruckt werden.
Grundsätzlich sollte jedem Foto genügend Platz für die Wirkung eingeräumt werden. Ab und zu darf ein Bild auch eine ganze Seite oder sogar eine Doppelseite füllen.
Bildnachweise
Die UrheberInnen von Fotos sind grundsätzlich mit Namen zu nennen. Das kann direkt beim Bild oder am Ende der Bildunterschrift geschehen, muss aber zumindest auf der gleichen Doppelseite stehen. Ein Verweis als Zusammenfassung der FotourheberIn im Impressum ist nicht erlaubt.
Text: Michael Gstaltmeyr