Schau weg, wenn du kannst
Ein Team aus Ihrer Pfarre hat die Idee für ein neues Angebot, sagen wir: einen Einkehrtag im Pfarrgarten. Alles ist abgesprochen, der Pfarrer einverstanden, wir schreiben was auf die Pfarrwebsite und in die Pfarrzeitung, jetzt brauchen wir noch ein Plakat für den Schaukasten. Das übernimmt auch gleich eine/r aus dem Team. Das ist aber oft ein Fehler.
So wie es Spezialisten braucht, die Einkehrtage leiten, Teams führen oder Gottesdienste vorbereiten, so braucht es auch für Kommunikation Menschen, die das können. Entweder man hat es gelernt oder zumindest ein gutes Gefühl dafür.
Solche SpezialistInnen hämmern nicht schnell in einem Textprogramm ein paar Zeilen auf ein A4-Blatt, sondern beziehen viele Faktoren ein, etwa Standort und Umgebung, Zielgruppe, Absender, Kernbotschaft, Bilder, Farbe oder Schrift.
Schau(er)kasten
Wer will nicht einen Schaukasten, der keinen kalten Schauer hervorruft, sondern den Betrachtern ein anerkennendes „Schau, schau“ auf die Lippen zaubert? Denn wo hängt das Plakat, wenn es fertig ist? Natürlich in Ihrem Schaukasten. Und auch der verhindert oft, dass Ihre Ankündigungen gesehen und Ihre Veranstaltungen besucht werden.
Was da nicht alles (herum-)hängt?
Manche Schaukästen gleichen einem Haufen von Menschen, die alle durcheinanderreden, sodass kaum ein Wort zu verstehen ist. Da hängt die Gottesdienstordnung der kommenden Woche neben dem Ferienlager und die Öffnungszeiten des Pfarrbüros über dem Seniorenturnen. Alles vielleicht noch gleich groß. Alle Plakate „reden“ also gleichzeitig und in der gleichen Lautstärke, wer flüchtet da nicht?
Schauerlich wird der Schaukasten aber vor allem, wenn er ungepflegt wirkt. Die halbblinde Scheibe und der angerostete Rahmen färben auf Ihre Angebote ab: Die/der LeserIn fühlt, auch bei der beworbenen Veranstaltung wird es wohl ähnlich aussehen, niemand wird sich um mich kümmern und vielleicht kommt auch kaum jemand außer mir. Ein solcher Schaukasten macht Ihre Bemühungen um gute Angebote glatt zunichte!
Wo sind wir denn?
Bevor man etwas verändert, muss man zwei Dinge wissen: Wo stehen wir und wohin wollen wir? Sonst sind wir wie „Der Halbwilde“ von Helmut Qualtinger: „Ich hab zwar ka Ahnung, wo ich hinfahr’, aber dafür bin ich g’schwinder dort!“
Wo wir sind, wo wir stehen, also wie es um die Außenwerbung aller heimischen Pfarren bestellt ist, darüber existieren keine Gesamtzahlen für ganz Österreich. Aber immerhin solche aus der Erzdiözese Wien, mit 1,2 Millionen KatholikInnen – je zur Hälfte Stadt und Land – die größte in Österreich. Hier ergab eine Pfarrmedien-Umfrage interessante Details.
Pfarr-Umfrage
Der Schaukasten ist nach wie vor ein zentrales Element der Außenwerbung von Pfarren:
- Der Schaukasten wird von den Pfarren der Erzdiözese Wien ebenso häufig eingesetzt wie die Pfarrzeitung (94% der Pfarren).
- Der verfügbare Platz beträgt durchschnittlich 4,7 Meter in der Breite – am Land 4,2 und in der Stadt 5,6 Laufmeter. Da geht sich doch einiges aus.
- Weitere Standorte (außer der Kirche) haben 39% der Pfarren – Land 47%, Stadt 28%. Besonders am Land sind „säkulare“ Standorte wie Gasthaus, Greißler und Gemeindeamt recht häufig. Manches davon könnte man übrigens auch in Städten versuchen.
- Beleuchtet, zumindest teilweise, ist ein gutes Drittel der Schaukästen, nämlich 36% – Land 30%, Stadt 44%. Das hilft vor allem im dunklen Winterhalbjahr.
- Aktualisiert werden die Schaukästen von 91% zumindest wöchentlich oder öfter. Hier finden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Stadt und Land.
Hülle und Fülle
Auch wenn diese Ergebnisse nicht repräsentativ für ganz Österreich sind, lässt sich annehmen, dass das Potenzial für Außenwerbung im Schaukasten offenbar groß ist. Die Pfarre hat viel Platz, öfters sogar an verschiedenen Standorten, es wird regelmäßig aktualisiert – was will man mehr?
Abgesehen vom gepflegten Aussehen des Schaukastens – siehe oben unter Schau(er)kasten – fehlt eigentlich nur noch eine „Kleinigkeit“: wirksame Plakate. Also die bestmögliche Fülle für die Hülle namens Schaukasten. Doch was sind wirksame Plakate? Dazu müssen wir nach unserem Standort oder IST-Zustand auch unser Ziel, das SOLL, definieren.
Wohin wollen wir?
Was ist das Ziel eines Plakates in Ihrer Pfarre? Da hört man oft Antworten wie: Alle sollen die Messzeiten wissen. Information, an wen man sich wenden kann. Viele Leute sollen zu unserer Veranstaltung kommen. Menschen sollen einen Moment innehalten.
Wie diese Antworten zeigen, haben Plakate im Einzelnen sehr verschiedene Aufgaben. Von der sachlichen Information (Messzeiten, Pfarrteam) über konkrete Angebote (Veranstaltung) bis zum Impuls für die Seele („innehalten“).
Ein Ziel sollte aber für alle Plakate, ja Ihre gesamte Öffentlichkeitsarbeit gelten: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung.“ Das ist Jesu Auftrag für uns nach Markus 16,15. Oder nach Matthäus 28,19: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“.
Also:
- Alle ansprechen und
- die Frohe Botschaft verkünden.
Natürlich wird nicht jedes einzelne Plakat für alle Menschen gleich wichtig sein (z.B. Seniorenclub), aber in Summe sind wir zu allen gesandt, nicht nur zu regelmäßigen MessbesucherInnen oder zahlenden Mitgliedern. Und allen sollen wir die Frohe Botschaft verkünden, auf sehr unterschiedliche Weise.
Lesen Sie mehr über dieses oberste und schönste Ziel unserer Arbeit im Prolog dieses Guides. Alle anderen Ziele und Aufgaben – wie die genannten: Information, Angebot, Impuls – sollen dem dienen.