Was sagen wir? Inhalt Ihrer Pfarrmedien
Foto? Ein Königreich für ein Bild
Wie war das noch? „Im Anfang war das Wort.“ Und wir beginnen den Abschnitt über die Inhalte mit dem Bild? Ja, ganz bewusst. Weil wir alle oft zu sehr daran denken, was wir schreiben und wie lang, wie wir formulieren usw., und erst danach – wenn überhaupt – schnell ein passendes Bild dazu suchen. Unser Gehirn sagt nein zu dieser Reihenfolge. Aus zwei Gründen: Erstens nehmen wir in aller Regel zuerst ein Bild und erst dann einen Text wahr, und zweitens trifft ein Bild leichter „ins Herz“. Es ist emotional und beeinflusst die Wahrnehmung viel stärker als der schönste Text. Man kann sagen: Das Bild ist der Turbo für den Text. Und wer will schon auf den Turbo verzichten?
Daher unser Rat: Denken Sie bei jedem geplanten Thema gleichzeitig an Bilder und Text – und natürlich an jene, die Bild und Text beisteuern! Und prüfen Sie, welche (Fremd-)Bilder Sie verwenden dürfen – siehe unten „Was darf ich? Recht“. Am besten machen Sie oder jemand aus dem Pfarrteam die Fotos selbst. Viele Tipps fürs Fotografieren finden Sie im Internet. Hier einige von uns:
- Gehen Sie so nahe wie möglich an das Motiv heran.
- Bei wenig Licht hilft es, die Empfindlichkeit im Digitalmenu höher einzustellen.
- Bei Gegenlichtaufnahmen oder Personen im Schatten Blitzlicht einsetzen. Bei Blitzlicht-einsatz sollte die Entfernung nicht zu gering und nicht zu groß sein.
- Kamera gerade halten, ausatmen und erst dann auslösen.
- Bei Gruppenfotos achten Sie bitte darauf, dass die Personen eng beisammen und nicht weitläufig verstreut sind.
- Einzelne Personen wenn möglich mit der umgebenden Landschaft fotografieren. • Besser mehrere Detailaufnahmen machen als ein Bild, auf dem alles nur ganz klein zu sehen ist.
- Fotos verlieren im Druck an Qualität. Nur ein scharfes, richtig belichtetes Bild kann auch im Pfarrblatt gut aussehen. Internet-Auflösung reicht nicht. Bitte daher immer digital in der höchsten Auflösung (300 dpi) fotografieren, erst ab einer Dateigröße von min. 500 KB (je nach
- Größe) ergeben sich gute Bilder im Druck.
- Wenn Sie Bilder von fremden Fotografen bekommen, sichern Sie sich bitte das Recht für die Veröffentlichung in Ihren Pfarrmedien.
- Die österreichweite Bilddatenbank für pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit finden Sie unter www.flickr.com/photos/pfarrmedien/.
- Wir suchen dafür weiterhin FotografInnen, die allen Pfarrmedien gute Bilder zur Verfügung stellen – melden Sie sich bitte bei Martina Bender m.bender@kirche.at oder Julia Rust julia.rust@graz-seckau.at.
- Es existieren Bilddatenbanken frei verwendbarer Bilder, z.B. unsplash.com oder pexels.com, auch auf commons.wikimedia.org gibt es viele freie Bilder.
- Sehr günstig kann man Bilder z.B. auf shutterstock.com oder istock.com erwerben. Auch in diesem Pfarrmedienguide verwenden wir zum Teil Bilder von diesen sogenannten Stockfoto- Anbietern.
KEIN FOTO MÖGLICH? Bild heißt nicht immer Foto. Karikaturen sind ebenso beliebt wie Infografiken, die Zusammenhänge sichtbar machen. Suchtipp: pfarrbriefservice.de
Themen: Was ich sagen wollte…
Welche Themen könnten die LeserInnen Ihres Pfarrblatts oder die UserInnen Ihrer Website interessieren? Sind Sie nicht sicher? Machen Sie den „Pfarrkanzlei-Test“: Einfach eine Zeitlang in Ihrer Pfarrkanzlei bei telefonischen und persönlichen Anfragen eine „Stricherl-Liste“ führen. Das ist keine repräsentative Umfrage, aber sie gibt Aufschlüsse über die Fragen Ihrer Pfarrmitglieder.
Nicht fehlen dürfen natürlich auf der Website und im Pfarrblatt kurze Berichte mit Bildern von Pfarraktivitäten und – noch wichtiger – Vorschauen auf solche, z.B. mit Foto vom letzten Mal. Ebenso Termine, Pfarrchronik (von Taufen bis Verstorbene, siehe unten: „Was darf ich? Recht“). Aber Ihre Zielgruppen, die Sie beschrieben haben (siehe voriges Kapitel), sind wahrscheinlich nicht nur Kirchgänger und Pfarr-Insider. Daher gilt es, die Pfarrmedien stark für Glaubensthemen zu nützen.
HIER NUR EINIGE MÖGLICHE THEMENBEREICHE:
- Kirchenjahr: Unzählige Themen von Advent bis Christkönig
- Sakramente: Nicht nur „Taufe“ wird häufig angeklickt, Sakramente sind ein serienfähiges Thema
- Heilige (oder große Vorbilder) zeigen den Reichtum und die Vielfalt christlichen Lebens
- Lieblings-Bibelstelle, am besten von wechselnden Personen: macht Lust auf die Heilige Schrift und Menschen aus der Pfarre
- Weltkirche: Der Papst ist immer Gesprächsstoff
- 10 Gebote: die „Verfassung“ unseres Glaubens gibt eine ganze Serie her
- Caritas: ein Stammwert und eine stark positiv erlebte Seite der Kirche
- Verkündigung: spätestens seit dem II. Vatikanum ein Auftrag an alle Christen
- Ökumene: Viel bewegt sich, viel muss noch geschehen
- Schöpfungsverantwortung: Klimawandel und Umweltschutz sind christliche Themen
- Kirchenbeitrag: wie hoch er ist und was damit geschieht
- Ehrenamt: kaum bemerkt und doch so wichtig. In manchen Pfarren kommt man auf hundert und mehr Dienste
Denken Sie auch an Themen nahe an der Lebenswelt Ihrer Zielgruppe: von Nostalgie (Milieu: Traditionelle) bis zur Künstlichen Intelligenz (Milieu: Digitale Individualisten). Das Christentum hat in allen Lebensbereichen etwas zu sagen.
Arbeit, Ehe, Familie, Freizeit, Kultur, Sport, (freier) Sonntag usw. Sie sind nicht ExpertIn für solche Themen? Brauchen Sie auch nicht, denn sicher finden Sie in Ihrer Diözese (oder einer anderen oder sonst wo) gute Beispiele und Ansätze.
Streuen Sie auch kurze Elemente ein wie Bibelzitate, ein Gebet, Sprüche (Papst, Heilige usw.), ein Kirchenlexikon (Begriffe, einfach erklärt) oder eine Bildmeditation (großes Bild mit wenigen, besinnlichem Worten).
Wenn Sie einen Themenplan erstellen, überlegen Sie, was zum Zeitpunkt des Erscheinens (Versand des Pfarrblatts, Online-Stellen auf die Website) aktuell ist. Wenn Sie vom Termin der Redaktionssitzung ausgehen, sind Ihre Themen bei Erscheinen vielleicht schon alt.
Sprache: Wie reden Sie mit mir?
„Nach der Liturgie lud der PGR zur Agape.“ Ein Satz, den Nicht-Kirchgänger überhaupt nicht verstehen, weder Liturgie noch PGR oder Agape. Die wahre
Katastrophe ist aber, dass eine solche Sprache viele Menschen von Pfarrmedien ausschließt. Die handeln dann auch konsequent und schmeißen das Pfarrblatt in den Mist oder klicken Ihre Website weg. Spätestens seit dem Turmbau zu Babel hat die Sprachverwirrung in der Kirche Tradition. Oft schreiben wir viel zu sehr für Insider, nicht nur in der Themenwahl, sondern auch in der Sprache.
Da ist einerseits das „Kirchensprech“, wie im eingangs beschriebenen Satz. Jahrhunderte lang war das kaum ein Problem. Eine kleine Kaste machte die Sprache, das Volk verstand zwar kaum etwas, hörte die Worte aber regelmäßig (Stichwort Volkskirche) und war außerdem gewohnt zu gehorchen. Heute ist das völlig anders. Viele Menschen suchen zwar nach Gott, stehen aber selbstbewusst außerhalb der Kirche, gehorchen passt da gar nicht ins Bild – und außerdem wird Religion als Privatsache betrachtet. Und doch dürfen uns diese Mitmenschen und
ihre religiöse Einstellung nicht egal sein. Denn Jesus hat uns auch zu ihnen gesandt.
Fazit: Wir müssen die Sprache der Menschen sprechen, die (noch) nicht zu uns gehören. Neben der Insidersprache passieren jedoch noch viele weitere Fehler beim Schreiben von Pfarrmedien. Amtlicher Stil, Erlebnisaufsatz wie in der Schule,
unpersönlich, zu viele Hauptwörter, lange Schachtelsätze und vieles mehr.
Einige Tipps können Ihnen helfen, die richtigen Worte zu finden.
WERDEN SIE PERSÖNLICH. Weg mit „man“ und Passiv. Beides ist unpersönlich, verschweigt die Urheber und zieht LeserInnen nicht in den Artikel hinein: „Mit Unpersonen rede ich nicht.“ Seien Sie präzise und persönlich! Dann werden Sie mehr und lieber gelesen.
(SCHLECHTES) BEISPIEL: „Zwischen den vielen Menschen sah man…“ Wer sah? Ich! Damit können sich die LeserInnen identifizieren.
ODER: Um Antwort wird gebeten. Wer lässt bitten? Besser: Wir bitten (Sie) um Ihre Antwort.
ODER: „ Die Kirche wird für das Kirchweihfest geschmückt.“ Das Ergebnis
(geschmückte Kirche) ist da, aber interessant wäre die Entstehung. So vieles
geschieht in der Kirche, und keiner weiß es. Besser: „In vielen Arbeitsstunden
schmücken vier Damen und Herren die Kirche für das Kirchweihfest.“
BILDHAFT SCHREIBEN. Lesen ist Abenteuer im Kopf, sagt man. Lassen Sie Ihre Leserschaft etwas erleben! Nicht abstrakt, theoretisch oder kompliziert formulieren, sondern bildhaft.
Beispiel: „Gütig lächelnd fordert nun der Pfarrer Laura und Daniel auf, einander den Ring anzustecken. Die Hände zittern, ein Schweißtropfen kullert über Daniels Handfläche, und dann: Ist der Ring zu klein? Ina bemüht sich, kämpft mit zarter Hand, quälend langsam lassen seine Fingergelenke den Ring passieren.“
BALLAST ABWERFEN. Oje, der Text ist zu lang. Streichen Sie die so genannten Füllwörter, und schon ist er um einige Prozent kürzer. Aber nicht nur der Kürze
wegen sind Füllwörter ein Übel. Sie relativieren Texte, ebnen sie ein, bis sie ganz flach sind.
BEISPIELE: dann, eben, eigentlich, halt, irgendwie, nicht wirklich, nun, sozusagen, wohl, ziemlich.
WARUM KOMPLIZIERT? Amtlich wirkendes Deutsch und Fachbegriffe vertreiben das Publikum. Die geschriebene Sprache soll zumindest noch mit der gesprochenen verwandt sein. Wenn ein Fachbegriff sein muss, dann bitte erklären. Und Abkürzungen das erste Mal im Artikel ausschreiben, in der Folge können Sie die Abkürzung verwenden.
BEISPIEL: „Der Pfarrgemeinderat (PGR) hat beschlossen, dass der PGR…“
ODER: „Karfreitagsgottesdienst“ statt der oft verwendeten „Karfreitagsliturgie“.
ZEITWORT STATT HAUPTWORT. Der „Nominalstil“, die Verwendung vieler Hauptwörter, erschwert das Lesen – und motiviert zur Flucht aus dem Text.
Hauptwörter wirken statisch, unbeweglich. Zeitwörter („Tunwörter“) drücken eine Tätigkeit aus, das schmeckt dem Publikum besser. Es will kein Amtsblatt lesen.
BEISPIELE: Statt „Nach der Beschlussfassung des Projekts wurde von Seiten des Teams mit der Umsetzung begonnen.“ besser: „Das Team stimmte
dem Plan zu und machte sich gleich an die Arbeit.“
UNGENIESSBARE SPAGHETTI. Schreiben Sie in kurzen Sätzen! Ab etwa zwanzig Wörtern lässt die Aufmerksamkeit nach. Die nicht enden wollenden Ungetüme
über mehrere Zeilen sind mühsam. Unserer Leserschaft sollten wir aber keine Mühe bereiten. Und fort mit den Schachtelsätzen, ein Gedanke, ein Satz.
VORSICHT BLASE. In der Redaktion, in den Gruppen der Pfarre wird „kirchlich“ gesprochen. Pfarrmedien sind auch für Menschen außerhalb da. Daher alle Texte durchschauen lassen, ob sie für die typische Leserschaft wirklich verständlich sind. Bitten Sie jemanden, der nicht ihr Wissen und ihren kirchlichen Hintergrund hat, die Texte zu testen! Wenn Sie Ihren eigenen Artikel selbst lesen, bringt das nichts.
Menüfolge
So wie Sie ein mehrgängiges Menü nicht auf einmal genießen wollen, sondern schön der Reihe nach, so verhält es sich auch mit den Seiten, ob digital oder gedruckt.
Die Wahrnehmung durch Gehirn und Augen erfolgt in Schritten. In der Regel fällt zuerst das Bild auf, dann die Überschrift (Titel). Als nächstes Vorspann (Unterzeile), Bildunterschrift und Zwischentitel – und erst zuletzt der Text. (Sofern die LeserInnen nicht schon umgeblättert haben, weil sie der erste Blick nicht gefesselt hat.) Außerdem sind wir trainiert, unseren Blick im Zweifelsfall von links oben nach rechts unten wandern zu lassen.
Rücken Sie daher ein gutes Bild nach oben, statt mit einer „Textwüste“ zu beginnen. Und wenden Sie jedenfalls Zeit und Kreativität für Bild(er) und Überschrift auf, sonst erreichen Sie viele Menschen gar nicht.
Übrigens: Welche Zeitung lesen Österreichs AkademikerInnen häufiger, die Kronenzeitung oder die Presse? Die Krone natürlich (Quelle: Media Analyse
2018). Das hat – auch – mit der Sprache zu tun.
Kreuz und quer: Vernetzte Medien
Nehmen wir an, Ihre Pfarre hat mehrere Medien, etwa Pfarrblatt, Website und Schaukasten. Wie unterschiedlich die Zielgruppen sind, die man damit erreichen
kann, haben wir schon gezeigt. Heißt das nun, wir schreiben in allen Medien das Gleiche, weil es eh verschiedene Zielgruppen lesen? Oder schreiben wir überall
etwas Anderes, weil wir so viel zu sagen haben? Die Antwort ist – no na – weder noch.
Jede Information in jedem Ihrer Medien muss für sich genügen („Pflicht“), aber sie soll auf andere Medien leiten, wenn dort weitere Inhalte zum Thema zu finden sind („Kür“). Crossmedia nennen das die Profis. Die meisten Menschen konsumieren heute Informationen über mehrere Medien (multimediale Rezeption). Das ist Ihre Chance: Wenn Sie ein Thema über mehrere Medien verbreiten, können Sie mehr Informationen geben und Sie gewinnen einen weiteren Kontaktpunkt für Ihr Anliegen.
Unerlässlich ist daher, dass Redaktionen der verschiedenen Medien eng zusammenarbeiten, um in jedem Medium die richtige Dosis zu haben und um
diese richtig aufeinander abzustimmen. Die Bildergalerie im Web zum Bericht im
Pfarrblatt, oder das Anmeldeformular auf der Website zum Plakat im Schaukasten.
Text: PETER MORAWETZ