Geistliche Stilformen im Pfarrblatt
Das geistliche Wort
Das geistliche Wort greift ein theologisches Thema auf, z.B. anhand einer Stelle aus der Bibel oder anlässlich eines Festes, und klopft es auf seine Alltagstauglichkeit ab. Es wägt ab, denkt laut nach im Zweifeln und Staunen über manches nach, was die Bibel oder ein Heilsereignis uns zumutet oder abverlangt, um so darzustellen, was gemeint ist. Im Idealfall eröffnet das geistliche Wort die Entfaltung des Schwerpunktthemas geistlich-theologisch und schafft so die Basis für das Verständnis anderer Beiträge. Steht es allein, so hat es den Charakter einer
Ansprache, also direkt an die LeserInnen gerichteter Worte, am ehesten einer guten Predigt ähnlich.
Meditation
Die Meditation lädt dazu ein, sich in ein Thema zu versenken, sich darauf einzulassen - durch Worte, durch Bilder, durch Klänge. Dabei geht es darum, dieses Thema sinnlich zu erfahren und nicht über den Verstand. Die Meditation will nicht informieren und vermitteln, sie will auf Menschen wirken – beruhigend, festigend, spirituell und vertiefend. Im Pfarrblatt ist sie umsetzbar als Bild- oder Textmeditation oder auch als Kombination von beidem.
Gebet
Das Gebet ist das Zwiegespräch mit Gott. Die/der BeterIn wendet sich damit direkt an ihn, dankt, bittet, fleht, hadert, setzt sich auseinander mit einer Erfahrung, einem Erlebnis. Das Gebet ist eine Brücke zu Gott. Es kann auf besondere Weise dazu beitragen, ein Schwerpunktthema zu erschließen, es kann aber auch eine eigene Rubrik bilden.
Für monatlich erscheinende Pfarrblätter bietet es sich an, die jeweilige Gebetsmeinungen des Papstes für den aktuellen Monat vorzustellen und zum solidarischen Mitbeten einzuladen.
Theologische Information
Die theologische Information gibt den Gläubigen Auskunft i n Glaubensfragen – so lebensnah und allgemeinverständlich wie möglich. Gerade die Verständlichkeit muss in jedem Fall überprüft werden, wenn man sich entschlossen hat, „kirchenamtliche“ Texte abzudrucken. Leider sind kirchenamtliche Texte im Original für den größeren Teil der Leserschaft unverständlich. Dann ist journalistische Hilfestellung durch Erläuterung oder „Übersetzung“ gefordert.
Bibelwort
Insbesondere bei der Entfaltung eines Schwerpunktthemas kann ein Wort aus der Heiligen Schrift – eventuell typografisch hervorgehoben – zum Nachschlagen in der Bibel und zum Nachdenken über die einzelnen Passagen anregen, manchmal
sogar zum ausführlicheren Bibelstudium. In manchen Gemeinden oder Gemeinschaften wird ein Bibelvers als „Wort des Lebens“ für einen Monat
gewählt – als geistlicher Leitstern für das Leben im Alltag. Bei monatlichem Erscheinen bietet sich dazu eine eigene Rubrik an.
Aphorismen und Zitate
Würze für einen einzelnen Beitrag oder ein ganzes Thema kann ein treffender Aphorismus sein, also ein kurzer, einprägsamer Sinnspruch, eine Sequenz, ein
Gedankensplitter von philosophischem Tiefgang. Er wird weder begründet noch hergeleitet. Er regt an, sich selbst Gedanken zu machen. Eine ähnliche Funktion können prägnante Zitate aus geistlicher Literatur oder kurze Gebete wahrnehmen.
Liedtexte
Texte von Gesängen aus dem „Gotteslob“ oder von sogenannten neuen geistlichen Liedern unter die Lupe zu nehmen, hat in manchen Pfarrblättern eine lange Tradition. Es macht einen besonderen Reiz aus, in Texten, mit denen man häufig zu tun hat, auf Neues, Unbekanntes, Unerwartetes gestoßen zu werden – ähnlich einer Gedichtinterpretation. Natürlich braucht es dafür einen oder zwei speziell
begabte AutorInnen. Denkbar ist auch eine Rubrik mit wechselnden AutorInnen, etwa „Mein geistliches Lied“, in der es um die persönliche Bedeutung eines Textes geht und die Erfahrung damit.
Symbole erschließen
Der Gehalt und die Bedeutung von christlichen Symbolen zu erschließen, etwa in einer Reihe, mag keine eigene journalistische Gattung sein, erfordert aber neben Fachkenntnis auch religionspädagogisches Fingerspitzengefühl und Sicherheit in der Wahl der Illustrationen, die möglichst aus dem Gemeindeumfeld stammen (Kirchen, Kapellen, Figuren, Gemälde, Paramente usw.). Hier ist ein Zugang zu verlorenem oder verschüttetem Glaubenswissen, das wiederentdeckt oder geweckt werden kann.
Glaubenszeugnisse
Gerade bei der Umsetzung eines Schwerpunktthemas sind Glaubenszeugnisse, meist in Form von knappen Statements, wertvoll. In ihnen wird deutlich, dass der christliche Glaube nicht nur in überlieferten Formen und Formulierungen lebendig ist, sondern auch in den Gläubigen selber.