Öffentlichkeitsarbeit - wozu eigentlich?
Kurz gesagt
Brauchen wir Öffentlichkeitsarbeit? Das ist doch Arbeit und kostet womöglich Geld, könnte man meinen. Aber Sie kommunizieren mit der Öffentlichkeit, egal ob Sie reden oder schweigen. Der Unterschied: Wenn Sie schweigen, machen sich die Leute selbst ein Bild. Durch Reden können Sie das Bild Ihrer Pfarre und der Kirche beeinflussen.
So wie Menschen „nicht nicht-kommunizieren" können*, kann eine Pfarre auch nicht keine Öffentlichkeitsarbeit machen. Selbst wenn Sie kein Pfarrblatt haben, keine Hinweistafeln zur Kirche, keinen Schaukasten, keinen Internetauftritt, keine Veranstaltungen, keine Kanzleistunden - Öffentlichkeitsarbeit passiert trotzdem, und sie vermittelt eine (in diesem Fall verheerende) Botschaft: diese Pfarre kümmert sich nicht um die Menschen vor Ort, sie ist nicht an den Menschen vor Ort interessiert. Pfarren sind also alleine durch ihre Existenz als Pfarre gezwungen, in eine öffentliche Beziehung mit den Menschen vor Ort zu treten - die Frage, ob eine Pfarre Öffentlichkeitsarbeit braucht, stellt sich daher gar nicht.
Pfarrblatt, Schaukasten oder doch Facebook?
Zentraler ist die Frage, welche Formen der pfarrlichen Öffentlichkeitsarbeit es in den jeweiligen Pfarren braucht. Ist die Pfarre eine ländlich strukturierte, kleine Pfarre, die sich klar am Kirchenjahr mit seinen wiederkehrenden Highlights orientiert, ist der pfarrliche Facebook-Auftritt vielleicht nicht so wichtig wie das aktuelle Pfarrblatt oder der pfarrliche Schaukasten. Pfarren, die viele Veranstaltungen außerhalb des Kirchenraumes anbieten (Gruppentreffen, Bildungsabende, usw.) investieren vielleicht sinnvollerweise mehr Elan und Manpower in die digitalen Medien (Website, Facebook, Instagram usw.) als in den Schriftenstand und Schaukasten.
Unabhängig vom allgemeinen Bild von Kirche, das von tages-, sozial- und kirchenpolitischen Ereignissen geprägt wird, hat jede Pfarre die Pflicht, aber auch die Macht, durch die eigene Öffentlichkeitsarbeit das Bild von Kirche vor Ort zu prägen. Die grundsätzliche Zielgruppe ist dabei für jede Pfarre, egal wie groß oder klein sie ist, dieselbe: die Menschen, die in der Pfarre leben, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sozialem Status und auch Glauben. Denn das Christentum hat von Beginn an immer alle Menschen als Partner der Kommunikation im Blick gehabt.
Der Begriff Öffentlichkeitsarbeit
Die klare Entscheidung für die Öffentlichkeitsarbeit in der Pfarre liegt damit bereits auf der Hand. Was genau aber ist mit dem Begriff gemeint? Beginnen wir ganz klassisch mit dem Versuch einer Definition. Laut wikipedia ist Öffentlichkeitsarbeit ein „weit gefasster Begriff für das Management der öffentlichen Kommunikation von Organisationen gegenüber ihren externen und internen Teilöffentlichkeiten bzw. Anspruchsgruppen“. **
In Gablers Wirtschaftslexikon werden mehrere Aspekte von Öffentlichkeitsarbeit genannt: zum einen ist sie ein strategisches Element der Unternehmenskommunikation nach innen und außen, zum anderen ist sie im engeren Sinn die operative Ebene, also jene Stellen und Einrichtungen, die die Presse- und Medienarbeit eines Unternehmens mit den jeweils passenden Methoden durchführen. ***
In Beziehung treten
Das Ziel der Öffentlichkeitsarbeit schließlich ist es, auf der Basis von Bekanntheit eines Unternehmens Vertrauen in dieses aufzubauen und mit den jeweiligen Zielgruppen in Beziehung zu treten. Dies spiegelt sich im englischen Begriff für Öffentlichkeitsarbeit, „public relations“ (= öffentliche Beziehungen), wider.
Zusammengefasst ist also festzustellen: zur Öffentlichkeitsarbeit zählen die vielfältigen Formen der Kommunikation, mit denen Einrichtungen, Organisationen, Unternehmen sowohl nach außen als auch nach innen ihre Botschaften, Inhalte, Werte, aber auch ihre Veranstaltungen, Events, Ereignisse und vieles mehr transportieren. Öffentlichkeitsarbeit dient dem Bekanntwerden eines Unternehmens und dem Aufbau von Vertrauen in dasselbe.
Öffentlichkeitsarbeit kann also dem Imageaufbau (oder der Imageverbesserung) eines Unternehmens dienen, der Beeinflussung der öffentlichen Meinung, der Steigerung des Bekanntheitsgrades, der Gewinnung und Motivation von MitarbeiterInnen und MultiplikatorInnen und der Ansprache von bestimmten (neuen) Zielgruppen. ****
All das gilt natürlich nicht nur für Unternehmen, Firmen, politische Parteien, NGOs und Vereine, sondern auch für die Kirche insgesamt. Auch – oder gerade – die Kirche braucht eine gute Öffentlichkeitsarbeit.
Text: Maximilian Fritz, Diözese Gurk-Klagenfurt
*diese Erkenntnis geht auf den österreichischen Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick zurück.
** (de.wikipedia.org/wiki/Öffentlichkeitsarbeit)
*** (vgl. wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/oeffentlichkeitsarbeit-46437)
**** (vgl. public-relations-studium.de/offentlichkeitsarbeit)